Die wirklichen Herausforderungen stehen Arbeitgeber*innen jedoch erst noch bevor, denn auf die technischen Veränderungen wird ein Kulturwandel bei Organisation und Führung folgen müssen. Ob hier die Widerstände bereits gebrochen sind, wage ich zu bezweifeln. Nur allzu gerne verweisen derzeit allerlei Interessensgruppen auf die angeblich sprunghaft gestiegenen Rückenprobleme deutscher Erwerbstätiger und stellen diese in direkten Zusammenhang mit der Einrichtung von Home-Office Arbeitsplätzen. Rückenleiden gehörten in Deutschland allerdings schon vor Corona zu den häufigsten Gründen für Krankschreibungen. Neben ergonomisch schlecht gestalteten Arbeitsplätzen machen Orthopäden seit Jahrzehnten vor allem den eklatanten Bewegungsmangel vieler Deutscher verantwortlich. Anstatt also wegen Rückenproblemen in die Büros zurückzurufen, könnten Arbeitgeber*innen ihren Beschäftigten langfristige Angebote für Arbeiten im Home-Office machen und dort für besseres Equipment sorgen. Arbeitnehmer*innen wiederum könnten den Zeitgewinn durch den Wegfall ihres täglichen Arbeitsweges für mehr Bewegung und Sport nutzen und so Gesundheit wie Arbeitsfähigkeit fördern. Das Rad der Zeit muss also wegen Rückenschmerzen wahrlich nicht zurückgedreht werden.
Ihr
Dr. Uwe Kirschstein
Oberbürgermeister



